Das neue KTM Macina Sport 710
Nicht ganz freiwillig musste ein Ersatz für das Kalkhoff Entice her, denn ein Langfinger fand es wohl genauso gut wie ich. Nun bin ich also neuerdings fast täglich mit dem Macina unterwegs, ein Rad mit vergleichbaren Spezifikationen zu einem ähnlichen Preis.
Der Fahrradmarkt hat sich in den letzten Jahren nicht wirklich entspannt und man ist, vor allem wenn man zeitnah ein neues Rad benötigt, bei der Auswahl ziemlich eingeschränkt. Statt eines neuen Entice, auf das ich mindestens drei Monate hätte warten müssen, habe ich den Wechsel gewagt.
Reifen und Rahmen
Die Rahmenform ähnelt dem Kalkhoff sehr und somit ist auch die gesamt Ergonomie recht vergleichbar. Auch das Macina ist sehr wendig, agil und gleichzeitig spurtreu, hat durchgängig saubere Schweißnähte und einen schönen Lack. Letzterer hört beim 710er auf den Namen "Green Purple Flip Matt" und ich würde die Farbe blau-grün nennen. Die Kabel sind klassenüblich im Rahmeninneren verlegt und werden sauber zu den Komponenten geführt. Das gefällt mir. Der Akku verschwindet hinter einer abschließbaren Alublende in Rahmenfarbe.
Insgesamt wiegt das Rad knapp 26 Kilo und es wird ein höchstzulässiges Gesamtgewicht von 144 Kilo angegeben. Die Schutzbleche von SKS sind stabil und ergeben einen schönen farblichen Kontrast, der mit dem Racktime-Träger gut harmoniert. Ein Abus-Faltschloss findet wie gewohnt an den Aufnahmepunkten der Flaschenhalter seinen Platz und ist gut erreichbar.
Bereift ist das Rad mit Schwalbe Marathon Mondial Performance mit 28 Zoll und somit etwas weniger grobstollig als sein Vorgänger. Optisch machten die Hurricane mehr her. Ich hoffe aber, dass ich weniger Probleme und Pannen haben werde als zuvor, denn die Werksbereifung beim Kalkhoff war ja bei mir ein Plattfuß-Garant. Sehr schön finde ich, dass beim KTM von vornherein das einzig sinnvolle Ventil verbaut wird und dadurch auch an Tankstellen jederzeit nachgepumpt werden kann.
Gefedert wird vorne recht konservativ durch eine Suntour NCX-D und am Hintern nach wie vor gar nicht.
Motor und Akku
Auch das Macina wird von einem Bosch Performance CX mit 85Nm angetrieben. Über das neue "Smart-System" von Bosch und meine begrenzte Begeisterung habe ich ja schon ausführlich geschrieben. Obwohl der optisch schön integrierte Motor auf dem Papier die gleichen Werte wie der des Entice hat, erscheint mir der neue subjektiv etwas lauter zu sein. Er macht aber auch hier einen sehr guten Job. Der Akku ist sowohl von der Leistung als auch von den Abmessungen größer als zuvor und kommt nun mit 750 Wattstunden daher. Eine effektive Reichweitenverlängerung kann ich aber nicht so recht ausmachen. Trotz der nunmehr 4,4 Kilo lässt sich der Akku deutlich weniger friemelig ein- und ausbauen. Allerdings muss hierfür erst eine Alublende abgenommen und die dann irgendwie verstaut werden. Die Ladebuchse ist direkt neben dem Motor platziert, also nicht ganz so toll zu erreichen, aber mit einer wertigen Klappe geschützt. Bosch bietet nur ein einziges Ladegerät an, welches mit 4A lädt.
Display und Steuerung
Auch hier verweise ich auf das zu Bosch gesagte. Ich mag die Kiox-Größe bei Displays sehr. Der Einbau kann bei Bedarf mit einer Schraube gesichert werden, ich nehme das Display beim Abstellen jedoch immer ab. Die ganze Intelligenz hat Bosch ja nun in die Steuerung und somit auf die linke Lenker-Seite verlegt, wodurch das Display auf Tour optional wird. Ein Umstieg in die neue Anordnung der Tasten geht fix und unproblematisch. Zusätzlich gibt es am Macina einen separaten Lichtschalter. Für eine externe Handyhalterung ist dann auf der rechten Seite des Lenkers noch ausreichend Platz.
Während beim alten Kiox noch die Möglichkeit der "Wegfahrsperre" per In-App-Kauf erforderlich war, gibt es diese Funktion jetzt für jeden, sofern man das an der Handy-App einstellt. Mit lustigen Geräuschen wird dann das Sperren und Entsperren quittiert, wodurch nicht mehr der Sitz des Displays, sondern die Verbindung zum Handy maßgeblich ist.. Aber auch hier wird der Antrieb nicht wirklich blockiert, sondern lediglich die Motorunterstützung verwehrt.
Licht, Bremsen, Schaltung
Standardmäßig bin ich auch tagsüber mit Licht unterwegs. Die Lumotec IQ-XS macht hierfür einen guten Job und bietet neben dem normalen Abblendlicht auch Fernlicht. Über den separaten Schalter lässt sich mit dem linken Daumen bequem zwischen beiden Modi wechseln und der Status an einer grünen bzw. blauen LED erkennen. Das Rücklicht wird beim Abbremsen heller und erhöht somit die Sicherheit im Straßenverkehr.
Für 11 Gänge sorgt die Shimano Kettenschaltung. Wechsel laufen sauber und Problemlos und der Freilauf ist deutlich leiser als bei der Scram, die ich vorher gefahren bin. Auch für das hydraulische Bremsen zeigt sich Shimano verantwortlich. Konkret sind es hier vier sehr gut dosierbare Kolben an einer 160er Scheibe. Der Sattel ist von Selle Royal und deutlich breiter als der zuvor gewohnte Ergon - man sitzt aber gut. Die Hände ruhen auf Ergon-Griffen, bei denen mir die Barends gut gefallen.
Fazit
Nach knapp 400 Kilometern bin ich mit dem Macina Sport 710 rundum zufrieden. Für das elektrische Pendeln in der Stadt und den regelmäßigen Ausflug auf Feldwege ist es der ideale Kandidat und insofern dem Entice sehr ähnlich. Das Bosch-Paket macht einen guten Job und sorgt für ausreichend Reichweite. Farbe und Design des Kalkhoffs gefallen mir etwas besser, aber das ist ja sehr subjektiv.
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